Lied von der Freiheit

 

Ich lebe seit Erschaffung der Erde,

von Anfang an bin ich dabei.

Ich bin so oft schon gestorben

und lebe doch immer wieder neu.

Die Lava hat mich verschlungen,

die Ozeane waren zu tief,

ich wurde von Drachen gefressen

und erstickte im Großstadtmief.

 

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.

 

Ich war oft Gladiator

und das Kreuz, das trug ich auch.

Hatte Messer in meinem Rücken,

war verscharrt unter einem Distelstrauch.

Ich stand auf Scheiterhaufen,

ich kenne den Sklavenmarkt.

Ich wurde oft totgeschwiegen

und eigentlich nie gefragt.

 

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.

 

Ich wurde geknebelt, gefesselt

und für besiegt erklärt.

Ich habe über mich manches falsche

und manches böse Wort gehört.

Die Waffen mussten klirren.

Sie sprachen nicht, nein, sie schrien.

Von den falschen Leuten wurde ich beansprucht

und dann von ihnen angespien.

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.

 

68 wurde ich zusammengeschlagen,

Stalin hat mich verbannt.

Mit Salvador Allende stand ich am Fenster,

mit Che bin ich durch den Urwald gerannt.

Ich half unter Hitler Juden und Zigeunern,

sang die Internationale in West-Beirut.

Den Schah habe ich aus Persien gejagt

und aus Nikaragua Somozas Mörderbrut.

 

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.

 

Denn ich bin nicht zu töten,

solange es Menschen gibt,

solange jemand zu einem anderen sagt,

dass er ihn liebt.

Und ich bin ein Schmetterling,

ein Vogel, ein Buch, ein Baum,

ein Mensch, eine Frage, eine Idee.

Ich bin ein Traum.

 

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.

 

Ich werde nicht jeden Kampf gewinnen,

doch jede Niederlage wird ein neuer Sieg.

Ich stehe mit jeder Diktatur, ich stehe mit jeder Diktatur

im heiligen Krieg.

 

Ich bin die Freiheit! Ist das denn schlecht?

Ich bin unsterblich, das Menschenrecht!

Ich war zerbombt, ich war verschüttet,

doch immer wieder hat mich jemand wachgerüttelt.